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Ich? Du!

Autorenbild: Theater AllroundTheater Allround

Ich tue nichts.... es sei denn, etwas bringt mich dazu, was zu tun... und das etwas bist du!

Auf der Bühne ist mein Spielpartner das Wichtigste, mein Fokus und mein Motor. Wahrzunehmen, was mein Gegenüber zeigt, fühlt und sagt, und dann meinen eigenen Impulsen zu folgen, und dabei auch noch ehrlich zu sein, mich nicht zu bewerten und meine Emotionen zu erlauben, egal was ich empfinde… Wer glaubt, dass Schauspielerei einfach sei, hat sich getäuscht. Es bedeutet harte Arbeit, die von Kindesbeinen an intensiv gelernten gesellschaftlichen Konventionen abzubauen, den eigenen Gefühlen zu vertrauen, ja, sie erst einmal wahrzunehmen und den Kopf immer wieder abzuschalten. 

Mit einem kompetenten Lehrer kommen wir in jeder Probe weiter, wir üben uns in Wahrnehmung, in Nicht-Bewerten, in Annehmen und erlauben uns immer mehr, wahrhaftig und real zu sein. Dazu gehört neben Abenteuerlust, Offenheit und Mut auch ganz viel Wille und Konzentration. Und dazu gehört mein Spielpartner. Denn wenn ich meinen Fokus ganz auf mein Gegenüber setze, dann bleibt keine Zeit und keine Energie, mir Gedanken zu machen, wie ich aussehe, was der andere wohl über mich denken mag, welches Fettnäpfchen ich wohl als nächstes ansteuern werde… Wenn ich ganz bei dem oder der anderen bin und ihm oder ihr meine volle Aufmerksamkeit schenke, dann werde ich sehen und spüren, wie es ihm oder ihr geht und kann das dann benennen. Und mit dem Benennen sehe ich auch sofort, was es mit meinem Gegenüber macht, jenes zu hören. Jeder Moment wird so einzigartig, keine Sekunde ist wie die vergangene, kein Gefühl bleibt, wenn man offen ist für den Moment. Ich kann loslassen, muss nicht an Groll festhalten und auch nicht die Freude antackern. Ich darf jeden Moment einzigartig, neu erleben, direkt und wahr sein. Es gibt kein Falsch, kein “vorhin war aber…”. 

Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf dich lenke, bin ich ganz bei dir und dabei 100% ich, weil ich keine Gelegenheit habe, mich zu verstellen. Diese Freiheit ist ungewohnt, es fühlt sich manchmal nicht nur fremd an, manchmal will ich eine Schutzwand hochziehen, weil ich etwas spüre, was ich mir doch eigentlich gar nicht erlauben darf: die anerzogene Bewertung im Kopf kann mich ausbremsen und in der Arbeit vom Ziel wegführen. Da hilft nur weitermachen! Wir haben so lange in unserem Leben gelernt, uns selbst die Nächsten zu sein, dass wir es verlernt haben, die anderen offen und ehrlich wahrzunehmen. Für die Bühne üben wir das jeden Dienstag, wir werden uns in unsere Rollen geben und unsere Arbeit auf der Bühne noch weiter intensivieren. 

Ich bin bei dir, ganz und gar - und wenn ich mal wieder in meinem Kopf bin, meine Gedanken sich in den Weg schieben, dann kann ich sie kurz wahrnehmen und wieder ziehen lassen. Hallo Kopf, schön, dass du da bist, aber jetzt bin ich nicht wichtig, meine ganze Aufmerksamkeit geht zu meinem Gegenüber. Nicht ich, DU

Lasst uns üben, freier zu werden und authentisch unsere Rollen auf der Bühne zu leben. Ich freue mich auf die nächsten Wochen, wenn wir in jeder Probe diese Herausforderung annehmen. 

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