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Der Tanz in meinem Kopf

  • Autorenbild: Theater Allround
    Theater Allround
  • 1. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Allein, umgeben von Stimmen, angefüllt mit Gedanken und Urteilen von anderen und mir selbst. Zweifel an richtig und falsch, an wahr und unwahr, wo kann ich prüfen, wer kann mir Sicherheit geben, wem soll ich glauben? Die Stimmen und Geschichten wiederholen sich, ich bleibe ich und verändere mich jeden Tag.

Bei der Arbeit mit Goethes Faust kommen mir immer mehr Fragen, und immer häufiger erkenne ich, dass ich dem Faust durchaus ähnlich bin: "...und sehe, dass wir nichts wissen können..." Auch ich sehe, dass wir nichts wissen können - wir können denken, glauben, vertrauen, lesen, lernen, erklären und schreiben. Aber weiß ich wirklich? Ich vermute und hoffe, dass alles, was ich lerne, auch wirklich wahr ist.

"Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind." Ich würde so gern an Wunder glauben und an das Gute, das Böses besiegt. Ich würde gern glauben, dass die korrupten und machthungrigen Politiker dieser Welt ein Herz besitzen und für die Menschheit wirken. Allein, mir fehlt der Glaube. Das will mir schier das Herz verbrennen. Und wenn dann noch die Maschinerie der Social Media Möglichkeiten auf mich einprasselt, dann ist mein Glauben und mein Wissen im Schleudergang von Fake und Realität. Die beiden sind nicht mehr zu unterscheiden und ich befinde mich da, wo Faust sich mit Drogen in den Rausch versetzt hat: in einer Welt, der ich nichts glauben kann und doch alles erlebe, als wäre es real - weil es das ja auch noch ist, irgendwie.

Unsere Welt ist ein Platz geworden, an dem ich mich nicht mehr sicher fühlen kann, wenn ich darüber nachdenke. Und deshalb denke ich möglichst wenig darüber nach, was die Welt im Inneren zusammenhält, sondern versuche, im Hier und Jetzt zu leben und in meinem kleinen Leben das Beste zu geben, was ich kann. Ich will nicht in Untätigkeit versinken, will mich nicht lähmen lassen von den Stimmen um mich herum - ich gehe weiter, denke, glaube, vertraue auf meine Intuition und meinem Menschenverstand. Meine Moralvorstellungen sind ... ja, was eigentlich? Menschlich, würde ich sie nennen. Ich bin ein Mensch und respektiere alle anderen Menschen mit ihren Bedüfnissen und Erscheinungen. Aber stimmt das wirklich? Respektiere ich Trump und seine verquere Sicht auf die Welt? Nein, ich kann dieser gefährlichen Witzfigur doch keinen Respekt entgegenbringen, oder? Auf gewisse Weise aber schon, denn ich erkenne an, was er erreicht hat: Er ist vom Volk gewählt worden, er hat sich zur Wahl gekauft und was auch immer in Amerika absolut falsch gelaufen ist, ein Teil in mir muss ihm Respekt aussprechen. (Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil, der andere Teil findet ihn einfach nur zum Kotzen und das gilt auch für seine überzeugten Wähler!) Und doch respektiere ich jedermanns Recht auf freie Meinungsäußerung, auch wenn ich ganz anderer Meinung bin. Ja, das ist es wohl, was meinen moralischen Kompass beschreibt: Respekt für den Menschen an sich, nicht immer für das, was er tut. Respekt für das Leben. Genau, Respekt gegenüber dem Leben weist mir den Weg. Und wenn Putin einen solchen Kompass auch hätte, würde er nicht tausende von Menschenleben seinen egomanischen Zielen opfern.

Ich wollte nicht politisch werden, aber das Stück und die Arbeit daran geht auch damit einher, dass ich mir Gedanken darüber mache, "was die Welt im Innersten zusammen hält". Die Antwort auf diese elementare Frage ist für mich: das Zusammenleben, die Menschlichkeit, der Respekt für Mensch und Natur. Für unsere Welt. Und ganz egal, wie viele Umwege mein Hirn noch nehmen muss, um im Tanz des Lebens nicht das Gleichgewicht zu verlieren, ich bin bereit zu tanzen!

 
 
 

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