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Auch wenn es mal kracht...


Wir stoßen uns manchmal ordentlich die Hörner ab im Prozess um ein Stück, eine Inszenierung. Da kann es auch mal krachen, und auch das ist okay. Schön ist es nicht und es fühlt sich auch nicht produktiv an, wenn wir uns in die Haare kriegen, aber letztlich lernen wir auch aus den Situationen, in denen es nicht gut läuft. Wenn wir in der Lage sind, einander mit Respekt zu begegnen, nicht zu verzagen und das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dann kann auch das, was sich im Moment überhaupt nicht gut anfühlt, zu einem guten Weg führen. Aber es ist ein Lernprozess, verbunden mit all den unangenehmen Gefühlen, die man vielleicht zuhause in einer Beziehung oder auf der Arbeit auch manchmal hat.

Bei uns im Theater kommt es gelegentlich zu Situationen, die wir lieber nicht haben wollten. Da kann ein gut gemeinter Tipp zu Komplikationen führen, da kann ein Wort zur falschen Zeit verletzen, ein netter Blick den anderen verwirren. Alles ist möglich, wenn Menschen miteinander so eng sind, sich gegenseitig in der Probenarbeit vertrauen und sich einlassen auf die Nähe zueinander. Wir haben alle unser ganz eigenes Tempo, die eigene Toleranzschwelle, und das ist nun mal mit Konflikten behaftet. Wichtig ist dabei, dass wir miteinander reden, uns austauschen und im Gespräch bleiben. Die Arbeit im Theater ist mir eine Herzensangelegenheit, ich liebe und atme Theater mit jeder Faser meines Körpers. Daher sind für mich Unstimmigkeiten immer schlecht auszuhalten. Dazu kommt, dass die letzten 2 Jahre mich unendlich viel Kraft gekostet haben, ich konnte nur sehr schwer dieses immer wieder Anhalten müssen, nicht wissen, wann und wie wir uns präsentieren dürfen, aushalten. Daher bin ich aktuell nicht mehr gut im Links und Rechts schauen. Am liebsten würde ich morgen gleich aufführen wollen, aber so weit sind wir noch nicht. Ich will niemandem Druck machen, aber ich will auch nicht ewig warten. Ich will nicht bestimmen und herrisch meine Meinung aufdrücken, aber ich will dennoch voran kommen - außerdem führe ich Regie, da muss man nun mal bestimmen, auch wenn die auf der Bühne das vielleicht in dem Augenblick anders sehen. Das ist ein Zwiespalt, den meine beiden inneren Hirsche miteinander ausfechten und der Kampf ist ziemlich ermüdend.

Was für ein Fest wird dann der Tag, der Abend werden, wenn wir unser neues Stück mit Publikum aufführen werden. Das ist mein Ziel, das ist mein Fokus. Und wenn ich mich daran festhalte, dann geht es mir gut und ich finde die Kraft, auch die unangenehmen Momente auszuhalten, positiv voran zu gehen und mich auf das Ergebnis zu freuen. Denn die Truppe ist so kreativ, offen und mutig. Ich freue mich darauf, dass wir gemeinsam eine tolle Vorstellung vorbereiten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

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